Einführung in die Zucht von Faltern
Allgemeine Zuchtinfos:
Schmetterlinge und Motten durchleben beide eine mehrstufige Entwicklung: Alles beginnt mit einem Ei, welches von den weiblichen Faltern entweder einzeln abgelegt wird oder in einem Eiergelege, das bei großen Faltern bis zu 250- 300 Eier enthalten kann.
Aus dem Ei schlüpft eine Jungraupe (L1), die wiederum innerhalb von 4 weitere Larvenstadien sich so weit entwickelt, dass die Raupe sich im 5.Stadium zur Puppe verpuppt.
Einige wenige Arten neigen dazu, statt 5 Stadien sogar 6 oder 7 Larvenstadien zu durchleben, bevor Sie sich verpuppen.
Bei der Verpuppung gibt es verschiedene Arten, in der sich eine Raupe zur Puppe entwickeln kann.
Nachtfalter der Familie Pfauenspinner (Saturniidae) spinnen einen Kokon, um sich innerhalb dessen zu verpuppen. Dies soll den größtmöglichen Schutz vor äußeren Einflüssen (u.A. Klima, Raubtiere oder Parasiten) gewährleisten und ebenfalls vor dem Austrocknen der Puppe schützen, da innerhalb des Kokons die optimalen Bedingungen zur Entwicklung des Falters herrschen.
Sobald sich der Falter in der Puppe zum vollständigen Schmetterling entwickelt lässt sich eine Farbveränderung der Puppe feststellen. Kurz vor dem Schlupf schimmert die Flügelzeichnung durch die Puppenhülle.
Der Falter bricht beim Schlupf die Puppe auf und positioniert sich an einer hohen Stelle kopfüber, um die Flügel mit einer körpereigenen Flüssigkeit aufzupumpen. Dabei sind die Flügel sehr delikat und weich, da sie zunächst aushärten müssen.
In der Zucht legen manche Arten ihre Eier nur auf spezielle Futterpflanzen ab, wobei andere ihre Eier einfach frei im Netzkäfig verteilen. Die Eier der meisten Falter in der Zucht benötigen ca. 8 – 14 Tage bis zum Schlupf. Ausnahmen sind natürlich zu überwinternde Eier. Die Eier sollten täglich beobachtet werden, denn wenn sie leichte Dellen aufweisen dauert es nicht mehr lange bis die Jungraupen schlüpfen. Bei manchen Arten kann man kurz vor dem Schlupf schon die sich entwickelnde Jungraupe durch die Eihülle erkennen. Ist dies der Fall kann man schon ein paar Blätter der Futterpflanze zu den Eier legen.
Meistens befallen die kleinen Räupchen die Blätter direkt und man kann sie sehr einfach in die Aufzuchtbox umsiedeln. Falls ein paar Jungraupen im Schlupfbehältnis umherkrabbeln kann man diese ganz vorsichtig mit einem weichen Haarpinsel in die Aufzuchtbox überführen. Sollten die Räupchen nach der ersten Nacht noch nicht fressen, kann es hilfreich sein, die Aufzuchtbox für 24h dunkel zu stellen, wodurch sie leichter das Futter finden. Wenn es sich um eine Art handeln welche erhöhte Feuchtigkeit benötigt sollte man täglich einmal sprühen. Die Blätter der Futterpflanze sollten dabei nur leicht angenebelt werden. Die winzigen Jungraupen können leicht in größeren Wassertropfen ertrinken.
Ein paar Tage nach dem Schlupf der Räupchen werden sie sich niederlassen und regungslos verharren um sich zum 2. Stadium zu häuten. Eine Häutung kann 2-3 Tage dauern. In dieser Zeit darf die Raupe auf keinen Fall von ihrem Untergrund getrennt werden, ansonsten kann dies zu einer Fehlhäutung führen, die oftmals den Tod der Raupe bedeutet.
Der Aufzuchtbehälter sollte alle 1 bis 2 Tage kontrolliert und gereinigt werden. Dabei alle alten Pflanzenreste auf denen keine Raupen mehr sitzen entsorgen. Das Küchenpapier erneuern und die Räupchen mit frischen Zweigen/Blättern versorgen. Die alten Zweige und Blätter auf denen noch Raupen sitzen, können einfach in den frischen Behälter gelegt werden, um sie mit neuem Futter zu überdecken. Die Raupen generell so wenig wie möglich von ihrem Platz entfernen, denn das bedeutet immer Stress für das Tierchen. Die Raupen werden rasch an Größe gewinnen, weshalb der Behälter öfters ausgetauscht bzw. die Anzahle der Raupen pro Box verringert werden sollte. Raupen in jungen Stadien, L1-L3 sollten in kleineren Behältern gezüchtet werden damit sie so schnell wie möglich die Futterpflanze finden und beim umherkrabbeln auf den Blättern bleiben und nicht in einer zu großen Box bei der Nahrungssuche verhungern. Bei L4 und L5 wird es dann handlicher, mit gewässerten Zweigen der Futterpflanze in einem Terrarium oder Netzkäfig spielt die erhöhte Luftfeuchtigkeit bei vielen Arten eine nicht mehr ganz so große Rolle. Die Reinigungsintervalle sollten natürlich weiterhin beibehalten werden.
Kurz vor der Verpuppung mit Ende L5 verfärben sich die meisten Raupen etwas und entleeren ihren Darm. Je nach Art sollte man nun alles für die Verpuppung vorbereiten.
Man unterscheidet 4 Arten der Verpuppung:
1. Stürzpuppen
mit dem Hinterleib befestigt, Kopfüber hängend
2. Gürtelpuppen
mit dem Hinterleib und mittig an der Puppe befestigt, aufrecht hängend
Bei Stürz – und Gürtelpuppen einfach genügend Zweige und Ästchen zum Futter bereitstellen wobei es durchaus sehr oft vorkommt das die Stürzpuppen am Deckel der Box hängen und die Gürtelpuppen an den Wänden.
3. Kokons (zwischen Blättern in den Zweigen oder zwischen Moos am Boden)
Für die Arten welche sich zwischen den Zweigen und Blättern einen Kokon spinnen sind ebenfalls ausreichend Zweige und Ästchen zur Verpuppung bereit zu stellen.
Arten die Ihre Kokons am Boden bauen sollte man am besten in extra Boxen setzen. Diese sollten ausreichend mit Material (trockene Blätter, Moos, kleine Ästchen, Kleintiereinstreu oder zerknüllten Küchenpapierstückchen) befüllt sein.
4. Erdpuppen (Erdkokon im Boden vergraben)
Arten welche sich im Boden verpuppen sollte man in eine Box mit geeignetem Substrat (Erde, Laubwaldhumus) zum Eingraben setzen und sie erst nach ca. 2 Wochen aus dem Substrat holen.
Um ein gutes Schlupfergebnis zu erzielen, sollte man die Puppen immer in der natürlichen Position im Schlupfkasten befestigen. Bei Kokons weitestgehend Pflanzenreste entfernen, um eine Schimmelbildung zu vermeiden. Im allgemeinen sind Puppen sehr empfindlich was Berührungen angeht, insbesondere frisch verpuppte Raupen. Bevor man die Puppen oder Kokons aus der Zuchtbox entfernt, sollten einige Tage vergehen damit die Puppenhülle genügend Zeit hat, richtig auszuhärten.
Nach ca. 10 Tagen (je nach Art und Temperaturen) sollten die Puppen in den Kokons dann ausgehärtet sein und man kann sie vorsichtig anfassen. Um die Geschlechter der Puppen zu bestimmen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine wäre, die Puppen zu wiegen. Weibchen sind meist größer und schwerer, wobei es natürlich auch große Männchen und kleine Weibchen gibt. Die sicherste Methode ist, die Segmente am unteren Ende der Puppe zu zählen. Von den Flügeln bis zum Geschlecht besitzen weibliche Puppen 3 Segmente, männliche Puppen besitzen hingegen noch ein 4. Segment. Dieses ist bei vielen größeren Saturniidae (Pfauenspinner) und Sphingidae (Schwärmer) sehr eindeutig zu erkennen.
Allgemeine Zuchtbehälter:
Faltereier inkubieren:
Man kann die Eier in einer Petrischale oder einer kleinen Dose zum Schlupf bringen. Allerdings brauchen es viele Arten etwas feuchter, wodurch immer ein erhöhtes Risiko besteht, dass sich Schimmel bildet, der die Eier befällt. In der Natur legen Falter ihre Eier oft auf den Blättern der Wirtspflanze ab, wodurch sie permanent durch das Blatt in einem feuchten Mikroklima sind. Dies lässt sich ganz einfach erzeugen, indem man einen ca. 200ml Kunststoffbehälter mit Wasser füllt, den Deckel des Behälters ausschneidet und ihn mit sehr feinem Fliegennetz (Gaze) auf dem Behälter befestigt. Die Eier liegen dann auf der Gaze. Darüber wird ein Behälter (mit kleinen Löchern) der selben Größe gelegt. Das verdunstende Wasser unter den Eiern hält sie feucht und es wird ein geeignetes Mikroklima erzeugt, in dem die Eier nicht anfangen zu schimmeln und auch nicht austrocknen können.
Raupen L1 – L3 Aufzuchtbehälter:
Als Aufzuchtbox für frisch geschlüpfte L1 Räupchen empfiehlt sich ein ca. 200 ml Behältnis aus Kunststoff mit einem gut schließenden Deckel, in dem sich einige kleine Löcher befinden. Auf dem Boden kann feuchtes Küchenpapier ausgelegt sein. Dies erleichtert die Säuberung und sorgt für ein feuchtes Klima im Behältnis. Dieses sollte mindestens alle 2 Tage gereinigt und mit frischem Futter befüllt werden. Die Größe des Zuchtbehälters sollte immer dem Stadium der Raupe bzw. der Anzahl an Tieren angepasst werden. Dies ist natürlich von Art zu Art unterschiedlich.
Raupen L4/L5 Aufzuchtbox:
Ab L4 empfiehlt sich, die Raupen luftiger in Netzkäfigen, Terrarien oder gut belüfteten Kunststoffboxen zu halten. Frische Futterzweige können in einer Vase oder ähnlichem Behälter angeboten werden. Wichtig ist, dass die Öffnung der Vase gut abgedichtet ist, damit die Raupen auf keinen Fall ins Wasser kriechen können. Übermäßiger Feuchtigkeitsaufbau in geschlossenen Behältern kann Krankheiten verursachen und bietet immer ein Schimmelrisiko, daher sollte immer für ausreichend Luftzufuhr gesorgt werden.
Sollte es sich bei der zu züchtenden Art um eine Raupe handeln welche Gürtel-, Stürzpuppen oder einen Kokon zwischen Zweigen baut, kann man diese im Netzkäfig oder Terrarium belassen. Ist es allerdings etwa z.B. eine Schwärmerraupe, welche sich in der Erde verpuppt, sollte man eine Box mit ausreichend Substrat parat haben. Als Substrat eignet sich in vielen Fällen leicht feuchte, lockere Erde. Die Größe der Box, Menge und Art des Substrates hängt natürlich wieder von der Anzahl der Tiere und deren arttypischen Vorlieben ab.
Schlupfkasten für Falter:
Als Schlupfkasten verwendet werden kann ein Netzkäfig, eine Kunststoffbox mit Belüftung, ein Terrarium oder etwas selbst Gebautes. Wichtig ist, das der Schlupfbehälter den klimatischen Bedingungen der zu schlüpfenden Falterart gerecht wird. Am besten funktioniert die Lagerung der meisten Puppen mit dem gleichen System, wie beim Inkubieren der Eier, nur eine Nummer größer.
Anforderungen an einen Schlupfkasten:
Alle Wände des Behälters sollten aus einem Material bestehen, an dem der geschlüpfte Falter hochklettern kann.
Die Wand, an der die Puppen/Kokons hängen, sollte ein wenig schräg sein.
Im Schlupfkasten sollte ein natürlicher Tag - Nachtrhythmus herrschen.
Ausreichende, nicht zu starke Belüftung (Austrocknungsgefahr), gegen Schimmelbildung (Lüftungsschlitze unten und oben) sollte vorhanden sein.
Ausreichende Größe des Behälters, sodass mehrere Falter ungestört ihre Flügel ausbreiten können.